Kapitel 1 - Die Urgeschichte

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Eine neue Runde

Wutras, der wütende, schmiss das Spielbrett um. Er riss die Pranken wutentbrandt über den Kopf und fletschte seine scharfen Zähne. Pravia, die hinterhältige, warf ihm einen scharfen Blick zu und Noctus, der dunkle, machte dazu eine böse Miene.

„Bei all meiner Macht: Das nächste Mal werde ich Euch vernichtend schlagen!“, warf Wutras in Richtung Merrldyn, dem lebendigen. Merrldyns guter Freund Salus, der heilende, und Anima, die geisterhafte, welche sich stets neutral verhielt, klopften Merrldyn auf die Schulter und gratulierten zum Sieg in dieser Runde...

Jahrtausende hatte das Spiel gedauert und endlich gab es einen Sieger. Das Spiel des Lebens und des Todes... Das Spiel von Raum und Zeit, von Schöpfung und Vernichtung. Gaius, der Erschaffer, sprach einige Formeln in seiner eigenen göttlichen Sprache und erschuf ein neues Spielbrett. Dann sprach er: "Ihr wart nicht gut zueinander. Dieses Mal lasse ich meine Freunde mitspielen, auf dass die Runde fairer wird."

Und so betraten Ignus, der feurige, Aquaria, die schöne, Terrel, der steinige und Aeras, der windige den Raum. Ein Raunen ging durch diesen. Entweder man mochte sich oder man mochte sich nicht. Situationsabhängig eben... Doch nahmen bisher niemals alle Götter gleichzeitig an einem der Spiele teil.

„Damit das ganze diesmal fair abläuft, stelle ich Euch allen Tempus, den zeitigen, und Cosma, die allwissende, an die Seite. Floria, die blühende und Faunus, den wilden, werde ich Merrldyn zur Seite stellen.“

Narga, die tödliche, verfinsterte ihren Blick und warf einige unschöne Worte in Gaius Richtung. Dieser gab ihr zu verstehen, dass sie sich diesmal austoben könne. Ihre Gehilfen Wutras, Pravia und Noctus könnten ihre finsteren Fähigkeiten bis auf das Äußerste ausspielen. Merrlydn wurde geboten seine anfängliche Überzahl nicht auszunutzen, damit das Spielbrett dieses Mal nicht wieder so hoffnungslos überladen würde wie bei der letzten Partie.

„Erschaffen wir eine komplett neue Welt, welche sich selbst verwaltet! Mit tausenden, unterschiedlich denkenden, Lebewesen. Starke wie schwache.“

Wutras warf eine launische Frage in den Raum: „Und wie, lieber Gaius, gedenkst du den Sieger zu finden?“ Bissig starrte Wutras ihn einige Zeit an. Die Blicke seiner Mitgötter stichelten ihn in nie dagewesenem Ausmaß.

Würde er jetzt die falsche Antwort geben, verliere er gänzlich den Respekt als Vorsitzender des Götterrats.

Wutras, zügele deine Zunge und lass mich aussprechen! Es wird der Glaube sein!

Wir offenbaren den Lebewesen unsere Existenz als Götter. Wir führen und leiten Sie. Wir helfen und hindern gleichermaßen. Wir spinnen den goldenen Faden des Schicksals und eine jede Kreatur wird das Recht haben, sich einen oder mehrere von uns als Ratgeber ihrer Geschicke zu wählen. Und nach Ablauf dieser Sanduhr hier, wird derjenige von uns mit den meisten und treuesten Anhängern der Sieger sein.“

Gaius deutete auf die riesige kristallgläserne Sanduhr in einer der Ecken des göttlichen Rats. Mit seiner gewaltigen schöpferischen Macht drehte er diese und hauchte dem Spielbrett neues Leben ein. „Zehntausend Jahre sollen es sein...“

Stumme Blicke wurden ausgetauscht, Neugierde machte sich breit. Zuerst meldete sich Tempus: „Ich werde die Uhr überwachen...“ Dann meldete sich Cosma: „...und ich sorge dafür, dass niemand über die Stränge schlägt.“

„Leben und Tod“, stammelte Narga. Mit scharfem Blick auf Merrldyn, schwor sie sich, alles zu vernichten, was dieser zu erschaffen vermag.

Merrldyn war erneut siegessicher und grinste Narga stumm entgegen. „Mögen die Spiele beginnen!“, rief das gesamte Pantheon.